Wäller Freunde Deutschland e.V.

 
 


Die Wäller-Hymne.
Walk with the Dog




 

 

 


Kastration - Versuch einer Entscheidungshilfe

Immer wieder werden Diskussionen geführt zum Thema Kastration - Frühkastration.
Da ich selbst der Meinung bin, dass eine Kastration/Frühkastration, wie Sie in der Zwischenzeit sogar
von vielen Tierärzten befürwortet wird, für den Hund nichts Gutes bedeutet, habe ich mich entschlossen
den folgenden Text auf meiner HP zu veröffentlichen.


Ein Bericht von Udo Gansloßer
Die Frage nach einer möglichen Kastration wird fast jedem Hundehalter früher oder später durch den Sinn gehen.

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Viele Medienberichte, aber auch Empfehlungen von Hundetrainer/innen, Tierärzt/innen und anderen, die es eigentlich besser wissen sollten, empfehlen die Kastration aus verschiedenen Gründen. Sie wird dabei genauso als Allheilmittel für viele Verhaltensprobleme wie auch als Möglichkeit zur Vermeidung von Tumorerkrankungen propagiert.
Auch viele Tierschutzvereine und -Organisationen fordern, verlangen geradezu in ihren Übernahmeverträgen die routinemäßige Pauschalkastration aller von ihnen vermittelten und abgegebenen Hunden. Nur selten wird der Hintergrund dieses massiven Eingriffs beleuchtet, und noch viel weniger oft werden differenzierte, auf den Einzelfall abgestimmte Empfehlungen gegeben. Im Folgenden sollen einige solcher Bedenken vorgebracht werden.

Es kann in diesem kurzen Kapitel nicht darum gehen, für jeden Einzelfall eine Empfehlung zu geben, jedoch sollten Menschen, die einen Hund halten, sich anhand solcher und ähnlicher Überlegungen vor dem möglichen Eingriff Gedanken machen.

Wer genaueres nachlesen möchte, dem sei insbesondere die zusammenfassende Darstellung von Niepel (2007), oder für die verhaltensbiologische Seite von Gansloßer (2007) empfohlen. Einige pauschale Vorbemerkungen können jedoch trotzdem gemacht werden:

  • Kastration ist kein Ersatz für Erziehung. Wer glaubt, durch Kastration Probleme einfach chirurgisch wegschneiden lassen zu können, liegt garantiert falsch.

  • Eine sogenannte Frühkastration, und darunter verstehen wir alles was vor dem Abklingen der Pupertät passiert, ist abzulehnen ( es sei denn, medizinische Gründe sprechen im Einzelfall unbedingt dafür). Frühkastrationen führen nach allen einschlägigen Erfahrungen zu chaotisch-unsicheren, meist lebenslang kindsköpfigen Hunden, die auch im Bezug auf ihre geistige Leistungsfähigkeit nicht voll ausgereift sind. Das hat mit der Entwicklung des Gehirns zu tun, wo unter dem Einfluss des Sexualhormonanstiegs in der Pubertät nochmals Nervenverknüpfungen und Zellverbindungen bzw. überflüssige Zellareale abgebaut werden.
  • Eine pauschale Kastrationsempfehlung verstößt gegen das Tierschutzgesetz. Der §6, das sogenannte Amputationsverbot, verbietet einem Tier Organe einfach so wegzuschneiden. Wer glaubt, hier das Argument der Fortpflanzungskontrolle anführen zu können, sei darüber informiert, dass nach dem Tierschutzbericht der Bundesregierung vonn 1999 die Gefahr einer ungehinderten Fortpflanzung, wie sie im Gesetz als Begründung für Kastrationen als Ausnahme zugelassen wird, bei Familienhunden in geordneten Verhältnissen nicht als gegeben angesehen wird. Hier ist die Einzelfallentscheidung ebenfalls dringend gefordert. Damit sind auch Verträge, die solche Forderungen stellen, nach einschlägigen Gerichtsentscheidungen nichtig. Im Zweifelsfall sollte ein Anwalt hinzugezogen werden, wenn ein Tierheim oder Tierschutzverein auf der Einhaltung solcher Verträge besteht, oder gar mit der Wiederwegnahme des Hundes bei Nichtkastration droht.
  • Medizinische Einzefallentscheidungen werden im Folgenden nicht diskutiert. Bei beiden Geschlechtern gibt es Veränderungen an den Geschlechtsorganen oder an anderen lebenswichtigen Organen, die im Einzelfall eine Kastration erforderlich machen. Jedoch sollte auch in diesem Falle beachtet werden, dass das Verhalten, der Stoffwechsel und andere Eigenschaften des kastrierten Hundes sich trotzdem ändern. Nur weil man nicht anders konnte und die Entscheidung aus medizinischen oder therapeutischen Gründen wirklich für die Kastration fallen musste, enthebt den Halter nicht der Verplichtung, sich bezüglich Ernährung, Verhaltensbeeinflussung und anderer Faktoren auf das geänderte Wesen seines Hundes einzustellen, und den möglichen nachteiligen Wirkungen gegenzusteuern. Ganz wesentlich ist in diesem Zusammenheng auch die Frage der Ernährung. Stoffwechselphysiologisch wird der Hund in vieler Hinsicht hier schlagartig zum Senior. Erhöhter Bedarf an leicht verdaulichen bzw. biologisch hochwertigen Proteinen, reduzierter Kalorienbedarf, mehr Ballaststoffe und, speziell bei Hündinnen, erhöhter Mineralbedarf zur Vorbeugung von Osteoporose seien hier stellvertretend genannt.

  • Letztlich sei auch betont, dass in Vorschriften, sei es der Gefahrhundeverordnung, Zuchtempfehlungen etc. normalerweise nur von einer Fortpflanzungsunfähigkeitsmachung die Rede ist. Dazu muss nicht kastriert werden. Es gibt andere Möglichkeiten der dauerhaften Unterbindung der Fortpflanzungsmöglichkeit, die diese Forderungen auch erfüllen. Hat man also einen Hund, der als Träger eines Erbdefektes, als sogenannter Listenhund, oder einfach als Hausgenosse eines ebenfalls intakten Hundes des anderen Geschlechts nicht zur Fortpflanzung kommen soll, dann gibt es dafür die Möglichkeit der Sterilisation.

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